Die Seiten rund um den Dalmatiner

Ausstellungsleitfaden

(Aus der Sicht von Frau Viola Speier, Dalmatinerzuchtstätte „Assiduitas“, mit freundlicher Genehmigung.)

Für den Züchter stellen sie in der Regel nichts Aufregendes mehr dar, der „Otto-Normal-Hundebesitzer“ sieht sich aber oft einem Wust von Neuem gegenüber. Dieser kleine Leitfaden soll ein paar Einblicke in diese Sparte des Hundehalterdaseins geben.

Zuallererst möchte ich mich mal zu der Aussage äußern, dass Ausstellungen Stress für den Hund bedeuten. Von ein paar Ausnahmefällen abgesehen bedeuten sie meiner Meinung nach (natürlich bei einem sorgsamen Umgang mit dem Hund und entsprechender Rücksichtnahme auf das Tier) nämlich vor allem für den Besitzer Stress.

Mein sonst Neuem gegenüber eher etwas vorsichtigerer Hund ließ seine erste Ausstellung mit einer gigantischen Seelenruhe über sich ergehen, während sein Frauchen (ebenfalls die erste Ausstellung) ihre bessere Hälfte mit an den Haaren herbeigezogenen Gesprächen über sonst was nervte, um die Zeit, bis sie dran war, totzuschlagen. Von den zitternden Beinen beim Aufstellen vor dem Richtertisch ganz abgesehen…

Obwohl ich schon häufig ohne Hund auf Ausstellungen war, versuchte ich vor der ersten eigenen Ausstellungen im Internet und in Büchern viel über Ablauf, Bewertungen u.s.w. zu finden. Leider mit sehr mäßigem Erfolg. Ebenfalls Ausstellungsinteressierte ohne Ahnung sollen daher hier (hoffentlich) auch fündig werden.

Was ist eine Ausstellung?

Zunächst einmal muss man sich klarmachen, was eine Ausstellung ist. Der zweite gebräuchliche Begriff „Zuchtschau“ trifft den Kern der Sache vielleicht besser. Auf einer Zuchtschau soll die Nachzucht der Rasse gezeigt werden.

Züchter und Hundebesitzer lassen von einem anerkannten Zuchtrichter feststellen, inwieweit ihr Tier dem international gültigem Rassestandard entspricht. Die Zuchtrichter sind bei ihrer Bewertung ausschließlich dem Rassestandard verpflichtet. Ihr Urteil ist frei und unanfechtbar.

Und schon sind wir beim Vorurteil Nummer eins: Ausstellungen sind immer subjektiv!

Es ist schon richtig. Jeder Dalmatinerbesitzer z.B. bevorzugt einen eigenen Typ, jeder Züchter hat sein Idealbild vor Augen, natürlich immer im Rahmen des festgelegten Standards. Und so hat auch jeder Richter bestimmte Vorlieben und Dinge die ihm besonders wichtig sind, ebenso Dinge die er bei seiner Rasse gar nicht akzeptieren kann. Das ist aber kein Widerspruch in sich. Haben sie erst einmal einige Ausstellungen besucht, ergibt sich aufgrund mehrerer Formwertbeurteilungen schon ein recht klar umrissenes Bild ihres Hundes.

Die Ankunft auf der Ausstellung

Wenn sie am Morgen auf der Ausstellung erscheinen, wird zunächst einmal ein anwesender Tierarzt den mitgebrachten Impfpass überprüfen. Danach erhalten sie im Ausstellungsbüro ihre Ausstellungsunterlagen. Diese beinhalten in der Regel ihre Startnummer und einen Katalog in dem alle Teilnehmer vermerkt sind.

Die Reihenfolge der Klassen im Katalog entspricht meist auch der eingehaltenen Reihenfolge auf der Ausstellung. So wissen sie also schon einmal ungefähr, wann sie an der Reihe sind. Suchen sie sich nun also einen guten Platz am Ring, denn neben dem Ausstellen des eigenen Hundes wollen sie ja sicherlich auch etwas von den anderen Hunden sehen. Der beste Platz am Ring ist sicherlich der gegenüber des Richtertisches, weil sie hier die Hunde in ihrer vollen Pracht sehen können, wenn sie dem Richter zur Endbewertung präsentiert werden. Natürlich sind diese Plätze auch von allen anderen Ausstellern heiß begehrt und so ist es vorteilhaft, wenn sie nicht auf die letzte Minute kommen.

Versuchen sie ihren Hund auf der mitgebrachten Decke möglichst ruhig zu platzieren. Die erste Aufregung ist jetzt vorbei und sie haben Zeit ein wenig durchzuatmen.

Der Ablauf im Ring

Der Helfer des Richters, ein sogenannter Ringsteward, ruft nun die jeweiligen Klassen auf und sie sind selber dafür verantwortlich, bei Aufruf im Ring zu erscheinen. Wenn sie also die Halle kurzfristig verlassen, z.B. um den Hund auf den ausgeschilderten Löseplatz zu bringen, vergewissern sie sich vorher, dass ihre Klasse nicht als nächstes aufgerufen wird.

Als erstes müssen Sie im Ring unter den anderen Teilnehmern ihren Platz finden. Das ist ganz einfach, denn sie haben ja ihre Startnummer für Richter und Steward gut lesbar mit einem Clip an ihrer Kleidung befestigt. Im Ring stellt man sich nach Startnummern auf. Betritt der Richter die Mitte des Ringes stellen alle Handler ihre Hunde zunächst einmal in Position. Das heißt, sie stellen ihren Hund so zum Richter, dass er ihn von der Seite gut und deutlich betrachten kann. So verschafft sich der Richter den ersten Überblick über die anwesenden Hunde. Danach wird der Richter in der Regel alle Handler auffordern ihre Hunde im Kreis im Trab zu bewegen. Hierbei richtet man sich in der Geschwindigkeit natürlich nach dem vorhergehenden Handler. Sie haben später bei der Einzelbewertung noch die Möglichkeit ihren Hund in dem für ihn am vorteilhaftesten Tempo vorzustellen. Der Richter gibt das Kommando zum Abbrechen und nun fordert er den ersten Teilnehmer auf, zu ihm zur Einzelbewertung zu kommen.

Solange sie nicht an der Reihe sind, lassen sie ihren Hund in dieser Wartesituation entspannen. Der Richter sieht jetzt nur den Hund in der Einzelbewertung , es ist nicht nötig ihren Hund die gesamte Zeit gespannt zu halten. Das ist für sie sehr schwer und die Konzentrationsfähigkeit des Hundes wird überfordert. Der bereits gerichtete Hund schließt sich nun entweder am Ende der wartenden anderen Hunde wieder der Reihe an oder er verlässt den Ring. Der Richter fordert nun den nächsten Handler auf zur Einzelbewertung zu kommen.

Fordert der Richter sie auf, als nächstes zu ihm zu kommen, machen sie ihren Hund aufmerksam und gehen dann zum Richter. In der Regel wird er zunächst den Hund anfassen wollen. Er fühlt die Rippen ab, bei den Rüden überprüft er das Vorhandensein beider Hoden. Wenn er das Gebiss kontrollieren möchte, helfen sie ihm, indem sie den Hund so vor sich nehmen, dass er sich nicht nach hinten entziehen kann. Auch wollen die Richter meistens die Mimik des Hundes und seine freundliche Ausstrahlung beurteilen. Dazu spricht der Richter den Hund an und achtet auf seine Reaktionen. Anschließend wird er sie auffordern, ihren Hund zu bewegen.

Nach dem Vorführen in der Bewegung begibt sich der Richter zum Richtertisch um seinem Steward die Bewertung ihres Hundes zu diktieren. Jetzt kommt es auf sie an. Sie müssen ihren Hund nun bestmöglich präsentieren. Wieder muss der Hund so aufgestellt werden, dass er für den Richter von der Seite zu beurteilen ist. Halten sie genügend Abstand zum Richtertisch, damit der Richter auch im Sitzen ihren Hund in der Gesamtheit beurteilen kann. Versuchen sie in diesem entscheidenden Moment Ruhe zu bewahren, und den Hund nicht durch ihre eigene Nervosität zur Unruhe zu bringen. Konzentrieren sie sich ausschließlich auf ihren Hund. Nichts auf dieser Welt darf sie in diesem Moment ablenken. Der Richter wird sich in der Regel nach Fertigstellen seines Urteils erheben und sie zu ihrem Platz zurückschicken. Sie und ihr Hund haben nun wieder die Möglichkeit, ein wenig zu entspannen. Nehmen sie sich die Zeit um in Ruhe durchzuatmen. Ist die letzte Einzelbewertung geschrieben, ist die erste Entscheidung bereits gefallen. Normalerweise werden sie jetzt vom Richter oder dem Steward geteilt.

Alle Hunde, die mit der Formwertnote „Vorzüglich“ bewertet worden sind, bleiben im Ring und alle anderen dürfen den Ring verlassen. Oft geht der Richter zu den Handlern, die ausscheiden müssen und verabschiedet sie mit Handschlag, es kann aber auch sein, dass der Steward einfach nur ihre Nummer aufruft und sie wissen dann, dass es Zeit ist den Ring zu verlassen. Haben sie Glück und sind in der Endausscheidung dabei, wird es jetzt noch einmal sehr spannend und gerade jetzt kommt es nur auf sie und ihre gemeinsame Ausstrahlung an. Oft sind die mit Vorzüglich bewerteten Hund so gleichmäßig gut, dass nur noch das bessere Vorstellen die Entscheidung bringt. Also noch einmal alle Mühe geben.

In der Regel müssen sie alle zusammen nun noch ein paar Runden laufen, vielleicht auch noch einmal einzeln auf und ab. Anschließend kommt das letzte Aufstellen. Geben sie alles. Zeigen sie den Hund in seiner ganzen Pracht. Nun werden die Platztafeln aufgestellt. Dies sind Schilder mit den Ziffern 1 – 4. Der Richter kommt in der Regel zuerst zum Viertplazierten und fordert ihn auf seinen Hund zur entsprechenden Tafel zu führen. Der Reihenfolge nach werden jetzt die ersten Drei platziert.

Das Vorführen

Wenn ich zu Anfang von den verschiedenen Faktoren sprach, die sich auf die Bewertung ihres Hundes auswirken, so ist sicher ihr „Handling“, das heißt die Art und Weise wie sie ihren Hund im Ring präsentieren, aber auch wie sie sich selber im Ring bewegen, von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Leider wird uns Deutschen genau in diesem Punkt von ausländischen Richtern immer wieder schlechtes Benehmen vorgeworfen. Und es ist traurig, dass die Richter oft recht haben. Es ist für einen Richter, der immerhin ehrenamtlich zum Teil aus dem Ausland anreist, sicher sehr enttäuschend, wenn er merkt, dass viele Aussteller ihr Handeln gar nicht ernst nehmen und ihre Hunde nicht ausreichend vorbereitet haben.

Die Richter müssen Hunde beurteilen, die weder ordentlich gepflegt noch genügend trainiert sind. Hunde die nicht ordentlich im Ring stehen , beim Vorführen hüpfen und springen, sich nicht anfassen lassen und ihre Zähne nicht freiwillig zeigen sind sicher noch das Erträglichste. Hier wird deutlich, dass es ohne Ringtraining einfach nicht geht.

Was sind also die nötigen Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Ausstellen?

Natürlich sollte ihr Hund ordentlich sozialisiert sein. Er muss Spaß daran haben, andere Menschen und Hunde zu treffen und dies auch z.B. durch Übungsstunden in ihrem Hundeverein gewöhnt sein. Eine gute solide Grundausbildung ist natürlich selbstverständlich. Leinenführigkeit ist nötig, damit ihr Hund nicht mit ihnen durch die Ausstellungshalle spazieren geht, sondern umgekehrt.

Ihr Hund sollte sich in ausgezeichnetem Pflegezustand befinden. Das heißt nicht zu fett, ordentlich bemuskelt, aber bitte auch nicht zu schlank. Das Fell sollte sauber sein und auch beim Anfassen keinen unangenehmen Geruch an den Händen hinterlassen. Entfernen Sie soweit möglich den Zahnstein und säubern sie das Außenohr.

Das Aufstellen

Ihr Hund sollte frei und ungezwungen vor Ihnen stehen. Er sollte sein Gewicht gleichmäßig auf allen vier Beinen verteilt halten, dabei mit seinen Beinen genau unter dem Schwerpunkt stehen und freudig zu ihnen aufschauen. Mit freudiger Rute soll er dennoch relativ ruhig und ohne zappeln dastehen, seinen Platz beibehalten und möglichst über die ganze Dauer der Bewertung Kontakt zu ihnen haben.

Wenn möglich sollte mit dem Training schon im frühesten Welpenalter begonnen werden. Bitte nehmen sie aber Rücksicht auf die noch nicht sehr ausgeprägte Konzentrationsfähigkeit eines Welpen. Den Welpen nur einen kleinen Moment stehen lassen, vielleicht zweimal wiederholt, ist zu Anfang völlig ausreichend. Seien sie bitte äußerst freundlich aber konsequent zu ihrem Hund, er soll das Stehen als eine positive Übung erfahren. Die Zahnkontrolle sollte schon aus gesundheitlichen Gründen zum täglichen Ritual werden. Schieben sie ihrem Hund vorsichtig die Lefzen hoch und kontrollieren sie sanft die Stellung der Kiefer aufeinander. Danach kontrollieren sie den hinteren Bereich der Maulhöhle. Dabei loben sie ihn natürlich für sein gutes Betragen. Wenn sie dies vom Welpenalter an regelmäßig tun, ist es für den Hund nichts Ungewöhnliches und er wird es freundlich dulden. Ein perfekt aufgestellter Hund, der freudig zu seinem Besitzer aufsieht.

Das Vorführen in der Bewegung

Dies ist nicht so schwer zu erlernen wie das Aufstellen, aber auch hierbei sind einige Punkte zu berücksichtigen. Natürlich sollte ihr Hund, bevor sie mit dem Training beginnen, ordentlich leinenführig sein. Legen sie ihrem Hund zu Beginn wieder seine Ausstellungsleine an, damit er zwischen Unterordnungsübungen und dem Training für die Ausstellung unterscheiden kann. Der Hund sollte sich im Ring nicht in der Unterordnung befinden, denn er muss sich frei und freudig zeigen. Jeder soll sehen, wie viel Spaß es ihm macht, mit ihnen durch den Ring zu laufen. Es gibt wahre Showtalente, die es sichtlich genießen, im Mittelpunkt zu stehen, die förmlich neben ihrem Besitzer her schweben und alles zeigen was sie in der Bewegung mitbringen.

Freuen sie sich, wenn sie ein solches Exemplar besitzen, aber verzweifeln sie bitte nicht , wenn ihr Hund nicht zu diesen gehört. Der Richter möchte den Hund in einer geraden gleichmäßigen Bewegung im Trab sehen. Zuerst laufen sie eine gerade Strecke vom Richter weg. Am Ende der Strecke drehen sie ihren Hund um, und zwar so, dass der Richter den Hund in der Drehbewegung sehen kann, das heißt sie gehen um den Hund herum. Nun laufen sie gerade auf den Richter zu. Hierbei soll der Hund auf gleicher Linie mit dem Richter sein, nicht sie, der Richter möchte schließlich nicht ihre schwungvollen Bewegungen beurteilen, sondern die ihres Hundes. Anschließend wird noch einmal ein Kreis gelaufen, hierbei sollte der Hund natürlich auch innen laufen. Dies kann alles auch in einer anderen Reihenfolge stattfinden, manche Richter bevorzugen auch das sog. „Vorführdreieck“. Der Hund sollte frei in lockerem Trab neben seinem Besitzer laufen.

Bewertung

Auf der Ausstellung werden die Hunde in verschiedene Klassen eingeteilt. Zunächst einmal erfolgt eine Einteilung in Rüden und Hündinnen. Ist nur ein Richter zur Bewertung eingeladen, werden grundsätzlich die Rüden zuerst gerichtet. Erst wenn alle Rüdenklassen fertig sind, wird mit den Hündinnen begonnen.

Klasseneinteilung

Jüngstenklasse: 6-9 Monate
Jugendklasse: 9-18 Monate
Zwischenklasse: 15-24 Monate
Offene Klasse: ab 15 Monate
Championklasse: Champions ab 15 Monate
Veteranenklasse: ab 8 Jahre

Formwertnoten

Jüngstenklasse:

Vielversprechend (vv)
versprechend (vsp oder v)
wenig versprechend (wv)

alle anderen Klassen:

vorzüglich (v)
sehr gut (sg)
gut (g)
genügend (ggd)
nicht genügend (nggd)

Checkliste für die Ausstellung !

» Meldebestätigung, Impfpass und Ahnentafel !
» Pflegeutensilien: Tuch für die Augen, Handtuch oder Lappen, Bürste
» Wassernapf
» Wasserflasche für den Hund
» Verpflegung Mensch und Hund
» Hundeleckerli zum Vorführen ( am besten weiche Kausticks in kleinen Stückchen)
» Ansteckclip oder Sicherheitsnadel für ihre Startnummer
» Ausstellungsleine

Empfehlenswert für das Ausstellen ist eine sehr dünne, der Farbe ihres Hundes
angepasste weiche Nylonleine. Lederleinen sind meist zu steif und lassen sich
so schlechter handhaben.

» Klappstuhl
» Decke für den Hund

© Viola Speier, Dalmatinerzuchtstätte „Assiduitas“

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